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Gutachten & Podium: “Aufgaben, Kosten und Finanzierungsbedarf der schleswig-holsteinischen NKL in Neumünster und Flensburg”

Das Freie Radio Neumünster FRN 100,8 und das Flensburger Freie Radio Fratz legen ein wissenschaftliches Gutachten vor, das endlich eine dauerhafte und staatsferne Förderstruktur für nichtkommerzielle Lokalradios in Schleswig-Holstein nahelegt und den Gesetzgebern sogar die mögliche Höhe dieser auskömmlichen Finanzierung vorrechnet, um den Bestand der Freien Radios in Schleswig-Holstein dauerhaft gewährleisten zu können. Beide senden seit Ende 2019 auf UKW ein nichtkommerzielles Radioprogramm, das ehrenamtlich und selbstorganisiert produziert wird. Freie Radios sind zugangsoffene, nichtkommerzielle Lokalradios (NKL), sind Community- oder Bürgermedien und dürfen kein Geld verdienen.


Eine auskömmliche finanzielle Förderung der NKLs, die wir seit 2013 in etlichen Stellungnahmen anmahnen, ist bislang weiterhin gesetzlich ausgeschlossen. Für das Gutachten mit dem Titel „Aufgaben, Kosten und Finanzierungsbedarf der schleswig-holsteinischen, nichtkommerziellen Lokalradios (NKL) in Neumünster und Flensburg“ konnten wir die Wissenschaftler*innen Dr. Paula Nitschke und Professor Dr. Jeffrey Wimmer vom Institut für Medien, Wissen und Kommunikation an der Universität Augsburg gewinnen.
Am Montag, 25. April 2022 wurde das Gutachten auf einer Veranstaltung in der Pumpe in Kiel vorgestellt. Professor Wimmer und Frau Dr. Nitschke reisten aus Augsburg an und präsentierten ihr Gutachten einem Podium, zu dem die medienpolitischen Sprecher der demokratischen Parteien im Kieler Landtag eingeladen wurden.


Die Veranstaltung wurde vom Offenen Kanal Kiel live ausgestrahlt – vielen Dank noch einmal an dieser Stelle. Die Aufzeichnung kann nun in der Mediathek des Offenen Kanal Kiel jederzeit angeschaut werden und hier haben wir die knapp zweistündige Aufzeichnung auch direkt eingebunden:





Auf dieser Veranstaltung nahmen neben den beiden Wissenschaftlern auch die Landespolitiker Stefan Weber (SPD), Lars Harms (SSW) und Lasse Petersdotter (Bündnis 90/Die Grünen) teil. Tim Brockmann (CDU) musste wg. Corona kurzfristig absagen, die FDP konnte aus Termingründen keinen Teilnehmer benennen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Michael Nicolai von AMARC Europe – Association mondiale des radiodiffuseurs communautaires; World Association of Community Radio Broadcasters.


Das PDF des Gutachtens könnt ihr hier nachlesen.

Stellungnahme zum „Bericht der Landesregierung zur Situation der Medienlandschaft in Schleswig-Holstein“

Im Mai 2021 hat die Landesregierung ihren „Bericht der Landesregierung zur Situation der Medienlandschaft in Schleswig-Holstein“ vorgelegt. Wir wurden daraufhin vom Innen- und Rechtsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtags eingeladen, zu diesem Bericht Stellung zu nehmen. Im August 2021 beschloss der Innen- und Rechtsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtags, eine weitere Anhörung zum Bericht der Landesregierung zur Medienlandschaft im Land durchzuführen. Auch zu dieser Anhörung, die im Januar 2022 stattfinden soll, werden wir eingeladen.


Foto: FRN in Aktion (Quelle: Freies Radio Neumünster)




Wir dokumentieren an dieser Stelle unsere Stellungnahme, die wir im Spätsommer 2021 als Freies Radio Neumünster und Freies Radio Fratz in Flensburg gemeinsam abgegeben haben:




Herzlichen Dank für die Einladung zur Stellungnahme zum Bericht der Landesregierung zur Situation der Medienlandschaft in Schleswig-Holstein. Dieser Bericht benennt die ökonomischen Entwicklungen, die auch hier zu einem hohen Konzentrationsgrad der Medienlandschaft führten, in der immer weniger selbstständig arbeitende Redaktionen tätig sind. Zu konstatieren ist, freundlich formuliert, eine Verengung des Informations- und Meinungsspektrums, bei überregionalen Themen und erst recht bei der lokalen Berichterstattung.


Das »Zwischenfazit Presse« (»Ein Markt, zwei Akteure«) im Bericht zur Medienlandschaft macht deutlich, was Lasse Petersdotter laut Plenarprotokoll der 114. Landtagssitzung am 24. März 2021 so treffend zusammen fasste: »In der lokalen Berichterstattung hat man zu essen, was auf den Tisch kommt.« Fast flächendeckend gibt es, wenn überhaupt, nur eine Lokalzeitung vor Ort, die in einem der beiden Zeitungsverlage erscheint, die sich die Presselandschaft in Schleswig-Holstein aufgeteilt haben. Und in dessen Blättern kommen die überregionalen Berichte, der so genannte Mantel der Lokalzeitung, aus einer der beiden Zentralredaktionen in Osnabrück und Hannover, wo die Verlagshäuser, die Neue Osnabrücker Zeitung und die Verlagsgruppe Madsack ihren Sitz haben. Beide Häuser sind sogar große Mitgesellschafter der Firma Regiocast, die drei der vier landesweit zu empfangenen Privatradios betreibt.


Neben der Presselandschaft steht im echten Norden also auch das duale Rundfunksystem mit dem öffentlich-rechtlichen Norddeutschen Rundfunk NDR und faktisch nur einem einzigen regionalen Privatveranstalter nicht wirklich für Medien-, Meinungs- und Informationsvielfalt im Lande. Dass es aber diese Vielfalt wäre, die zu den Grundpfeilern unserer Demokratie zu zählen ist, das war laut Plenarprotokoll der 114. Landtagssitzung die Auffassung aller Redner der Regierungskoalition und der demokratischen Opposition im Landtag, die sich zur Situation der Medienlandschaft im Lande zu Wort meldeten.


Zur Situation der Medienlandschaft in Schleswig-Holstein wird im Bericht der Landesregierung die Studie des Instituts für Europäisches Medienrecht »zum drohenden Verlust lokaler und regionaler journalistischer Vielfalt« zitiert, in der eine stärkere gesellschaftliche Förderung lokaler Medien als einzigen Weg aus einer in Schleswig-Holstein definitiv vorzufindenden Informationsmisere empfohlen wird.


Wenn sich diese Informationsmisere nun aber aktuell weder privatwirtschaftlich noch öffentlich-rechtlich behoben werden kann oder soll, weil hier für die einen kein Geld zu verdienen ist, oder  weil der andere, dem öffentlich-rechtlichen NDR, eine flächendeckende lokale Berichterstattung schlicht und einfach untersagt ist (§ 30 Abs. 5 Nr. 3 Medienstaatsvertrag (MstV)), dann ist es höchste Zeit, das Augenmerk auf die so genannte »dritte Säule« des Rundfunksystems zu richten: auf die nichtkommerziellen Lokalradios (NKL), die als Community- oder Bürgermedien vor Ort vorwiegend ehrenamtlich und zugangsoffen betrieben werden. Im Bundesverband Freier Radios sind bundesweit derzeit 34 Freie Radios organisiert, auch die zwei Freien Radios in Schleswig-Holstein.


Das Freie Radio Neumünster FRN 100,8 und das Flensburger Freie Radio Fratz senden beide seit Ende 2019 auf UKW ein nichtkommerzielles Programm, das ehrenamtlich und selbstorganisiert produziert wird. In Neumünster produzieren zum Beispiel auch die Anonymen Alkoholiker eine eigene Sendung, ebenso die Flüchtlingsberatung der Diakonie Altholstein, und die sogar mehrsprachig.


Freie Radios sind als nichtkommerzielle Lokalradios nicht mit den kommerziellen Lokalradios in Lübeck oder auf Sylt zu vergleichen, die mit Werbung und Sponsoring Geld verdienen wollen und müssen. Freie Radios sind Bürgermedien, die kein Geld verdienen dürfen, ähnlich wie der Offene Kanal Schleswig-Holstein, der aber bekanntlich weder in Neumünster noch in Flensburg Radiostudios unterhält.


Die Landesregierung hat bei der Erarbeitung des Berichts zur Situation der Medienlandschaft in Schleswig-Holstein laut Vorbemerkung ihres Berichts, Zitat: »auf eine wissenschaftliche Begleitung und Aufarbeitung verzichtet«, was uns hier den Blick auf eine veröffentlichte wissenschaftliche Arbeit richten lässt. Auf eine recht neue österreichische Untersuchung vom Januar 2020, eine Studie zum Wert nichtkommerziellen Rundfunks. Sie kommt zu dem zentralen Ergebnis, dass der »nichtkommerzielle Rundfunk … einen präzise beschreibbaren und damit erwartbaren Mehrwert für die Gesellschaft schafft und vice versa die Institution selbst legitimiert.« Und nicht zuletzt: »Den demokratiepolitischen und medienpädagogischen Wert partizipatorischer Medien belegen bereits zahlreiche andere Publikationen


Die Autoren der österreichischen Studie kommen deshalb auch zur Auffassung, dass die staatliche Finanzierung des nichtkommerziellen Rundfunks auszuweiten ist: »Im Rahmen einer Sockelfinanzierung für Betriebskosten sollte vorerst bei jedem Sender eine adäquate Personalstruktur mit angemessener Entlohnung gesichert werden.« Vorgeschlagen werden Stellen für die Geschäftsführung, technische und programmliche Administration, redaktionelle und medienpädagogische Betreuung von ehrenamtlichen Produzent*innen und Medienkompetenzvermittlung.


Und hier kann einmal mehr darauf hingewiesen werden, dass die finanzielle Situation der jungen Freien Radios in Schleswig-Holstein auch im zweiten Jahr nach dem UKW-Sendestart prekär ist, anders als die Situation der Freien Radios in Österreich, die seit 20 Jahren finanziell deutlich besser ausgestattet worden sind, ähnlich wie andere Freie Radios in anderen deutschen Bundesländern. In Schleswig-Holstein und Hamburg darf die Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH) nach der »Richtlinie für die Förderung nichtkommerzieller lokaler Rundfunkveranstalter« für die Freien Radios in Flensburg und Neumünster einzig die Sende- und die Leitungskosten übernehmen. Das sind neben den Kosten für die UKW-Verbreitung auch die Gebühren an die Urheber- und Leistungsschutzvertreter GEMA und GVL. Daneben wird den Freien Radios in Schleswig-Holstein keinerlei weitere regelmäßige finanzielle Förderung gewährt, abgesehen von der Möglichkeit, Ersatz- und Ergänzungsbeschaffungen von Produktions- und Sendetechnik bei der MA HSH zu beantragen.


Aus dem Koalitionsvertrag für die 19. Wahlperiode des Schleswig-Holsteinischen Landtages (2017-2022) zwischen der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Landesverband Schleswig-Holstein, dem Bündnis 90/Die Grünen Landesverband Schleswig-Holstein und der Freien Demokratischen Partei Landesverband Schleswig-Holstein: »Mit den neuen nichtkommerziellen Lokalradios in Schleswig-Holstein gibt es zudem neue Formen von Bürgermedien, die eine Förderung erhalten, um sie in ihrer Existenz zu sichern. Diesen Bereich des Lokalradios werden wir entsprechend evaluieren.« Leider ist es unseres Wissens nach bislang nicht zu dieser angekündigten Evaluation der Situation der Freien Radios in Schleswig-Holstein gekommen. Ein eigenes Experten-Gutachten zu den »Aufgaben, Kosten und Finanzierungsbedarf der lokalen nichtkommerziellen, schleswig-holsteinischen Radioveranstalter in Neumünster und Flensburg« konnte leider mangels einer realistischen Finanzierungsmöglichkeit nicht selbst von den Freien Radios in Neumünster und Flensburg beauftragt werden.


Zur dauerhaft auskömmlichen Finanzierung der mit einer hohen Anschubfinanzierung seitens der (sich in Abwicklung befindenden) Medienstiftung Schleswig-Holstein sowie der MA HSH ausgestatteten Freien Radios wird ausdrücklich auf unsere Stellungnahme vom 23. September 2020 zum Entwurf des achten Medienänderungsstaatsvertrags (8. MÄStV HSH) verwiesen: »Die auskömmliche, bedarfsgerechte Finanzierung nichtkommerzieller Lokalradios endlich sicherstellen und die Freien Radios als Bürgermedien anerkennen«


Die darin getroffenen Feststellungen und Erwartungen gelten fort und werden hoffentlich aufgenommen bei den beginnenden Verhandlungen bezüglich eines neunten Medienänderungsstaatsvertrages Hamburg / Schleswig-Holstein (9. MÄStVHSH). Darüber hinaus plädieren wir für die Aufhebung der örtlichen Beschränkungen im Medienstaatsvertrag Hamburg Schleswig-Holstein, um künftig mehr Standorte nichtkommerzieller Lokalradios zu ermöglichen.


Als überfälligen Zwischenschritt wird von uns in Schleswig-Holstein dringend die Förderung NICHT-redaktioneller Aufwendungen für die Geschäftsführung, für die Sende-Koordination und Sende-Technik mit vorerst möglichst je einer halben Stelle empfohlen. Sende-Koordination und -Technik erfordern im Rund-um-die-Uhr-Betrieb kontinuierliche und spezialisierte Arbeitsleistungen, welche in keinem anderen Medienbetrieb dem redaktionellen Mitarbeiter und schon gar nicht dem freiwilligen Ehrenamt überlassen werden. Ohne diese Arbeitsleistungen bleibt die installierte Radiotechnik tote Technik und mögen auch noch so viele Sendungen von Radiomachenden produziert sein und auf Halde liegen. Diese regelmäßig täglich erforderliche Arbeit, in Fällen technischer Ausfälle auch stets zeitkritisch zu erledigen kann nicht dauerhaft von Ehrenamtler*innen in ihrer Freizeit und oft neben ihrer Berufstätigkeit sichergestellt werden. Kein*e Presse-Journalist*in muss nach ihrer*seiner Arbeit auch noch in der Rotation laufende und außergewöhnliche Arbeiten erledigen. Und nicht zuletzt: kein*e Nutzer*in des Offenen Kanals muss sich um die Aufrechterhaltung, die Koordination oder die Geschäftsführung des Offenen Kanals kümmern. Das übernehmen angestellte Kräfte.


Auf die Praxis Freier Radios in vielen Bundesländern, die Koordinationskosten essentieller Tätigkeiten des Sendebetriebs (wie z. B. Programmkoordination, Technik und Geschäftsführung) in ihrer Basisfinanzierung zu berücksichtigen, weisen wir seit Jahren hin. Die MA HSH hat 2013 in ihrem Gutachten »Perspektiven für lokalen Hörfunk in Schleswig-Holstein« die finanziellen Aufwendungen des lokalen Hörfunks skizziert, der sich auch auf die nichtkommerziellen Lokalradios in Schleswig-Holstein übertragen lässt.


Um die Freien Radios aus der seit Ende 2019 anschließend durch die Corona-Pandemie durchaus verlängerte Aufbauphase erfolgreich in die zweite Phase eines regelmäßigen Dauerbetriebs mit wachsendem Anteil eigener Produktionen, mehr Hörer*innen und zunehmend arbeitsteilig arbeitender Redaktionen zu entwickeln, bedarf es einer belastbaren institutionellen Förderung. Ohne sie werden die Freien Radios ihre selbst gesetzten Entwicklungsziele – auch im Interesse ihres »Public Values« – nicht erreichen können. Eine stabile Fortentwicklung wird ohne diese Förderung von Sende-Koordination und technischer Instandhaltung nicht möglich sein.


Gleiches gilt für die Finanzierung der Studioräumlichkeiten, welche aktuell noch durch jährlich neue Beschlüsse der kommunalen Gremien in Flensburg und Neumünster gesichert werden. Nämlich aufgrund der bislang eingeschränkten Fördermöglichkeiten durch die MA HSH, die künftig deutlich erweitert werden sollten, um auch in den nichtkommerziellen Lokalradios feste eigene Angebote zur Stärkung der Medienkompetenz, die anfallenden Kosten etwa der Online-Verbreitung per Internet-Livestream, die Vorhaltung von Mediatheken, anfallende Versicherungen, die schon erwähnten Kosten für Koordination und Verwaltung, die Anmietung der Räume oder die Öffentlichkeitsarbeit mit jährlich festen Beträgen institutionell finanzieren zu können.


Daneben ist natürlich weiterhin anzustreben, das künftige Aufwendungen abseits des Sendebetriebs der Freien Radios mehr und mehr auch durch Spenden und Mitgliedsbeiträge bei den Trägervereinen zu erwirtschaften sind. Bürgerschaftliches Interesse und Engagement zeigt sich auch schon in der Existenz eines eigenen Fördervereins (Neumünster; Flensburg geplant) der die aktiven Radiomacher*innen unterstützen will und das Radio bekannter machen. Das kann allerdings nur dann finanziell erfolgreich sein, wenn der Sendebetrieb stabil und ohne persönliche Fluktuation von Ehrenamtler*innen aufrechterhalten werden kann.

FRN 100,8 erhält Förderung aus europäischem Unterstützungsfonds

Die engagierten Lokalradio-Pioniere und Macher*innen des Freien Radio Neumünster haben allen Grund zur Freude. Das nichtkommerzielle Lokalradio FRN 100,8 hat im November 2020 eine einmalige Förderung aus dem Unterstützungsfonds „European Journalism COVID-19 Support Fund“ in Höhe von 10.000 Euro erhalten.


Mit diesem Fonds unterstützt das unabhängige und gemeinnützige European Journalism Center (EJC) mit Sitz im niederländischen Maastricht europaweit lokale und regionale Medien und Medienschaffende in der Corona-Krise. Und greift nun auch dem von der Landespolitik gewollt unterfinanzierten nichtkommerziellen Lokalradio in Neumünster kräftig unter die Arme.


„Wir sind sehr glücklich darüber. Damit können die in diesem Jahr weiter ausgebliebenen öffentlichen Fördergelder erst einmal ausgeglichen werden.“, so Thomas Vagt vom Vorstand des Trägervereins des Radios. Realisiert werden können nun etwa technische Anschaffungen, die es den ehrenamtlichen Sendungsmachenden in Corona-Zeiten erleichtern sollen, auch von zu Hause am Radiobetrieb teilzunehmen. Denn das Ziel bleibt es, weiteren interessierten Menschen aus Neumünster und Umgebung den Zugang zum Rundfunk zu ermöglichen und das Programm weiter auszubauen. Minderheiten und marginalisierte Gruppen stehen dabei besonders im Fokus. Und: „Dank dieser Zuwendung können die Angebote für die Aus- und Fortbildung auch angehender Radiomacher*innen im nächsten Jahr wieder regelmäßig stattfinden.“, so Vagt.


Die ungenügende Fördersituation für die einzigen beiden nichtkommerziellen Lokalradios in Schleswig-Holstein und ebenso die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben nach dem UKW-Sendestart Ende 2019 für eine mehr als nur angespannte finanzielle Situation der freien Community-Radios gesorgt. Bereits im September hatte deshalb das Freie Radio Neumünster die Landespolitik in einer Stellungnahme aufgefordert – gemeinsam mit dem zweiten Freien Radio Fratz aus Flensburg – endlich eine bedarfsgerechte, hinreichende Förderung sowie die Anerkennung der beiden Community-Radios als Bürgermedien gesetzlich zu gewährleisten. Denn eine gute Gelegenheit dazu, dieses endlich abschließend festzulegen und zu beschließen wäre genau jetzt. Im nächsten Jahr muss der für solche Regelungen grundlegende Medienstaatsvertrag zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg eh aktualisiert werden.


FRN 100,8 war im Dezember 2019 in Neumünster als erstes nichtkommerzielles Lokalradio in Schleswig-Holstein auf UKW gestartet – und war vorher und wird weiterhin weltweit auch per Live-Stream übers Internet zu hören sein. Das Freie Radio Neumünster FRN 100,8 ist trotz der erfreulich großzügigen Förderung des Europäischen Journalismuszentrums dauerhaft auf Zuschüsse und regelmäßige Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen, denn Werbung und Sponsoring sind im Radioprogramm gesetzlich ausgeschlossen.


Hauptförderer sind derzeit die Medienanstalt Hamburg und Schleswig-Holstein, die Stadt Neumünster sowie die Mitgliedsbeiträge der Mitglieder des Radiovereins. Wer das gemeinnützig anerkannte Freie Radio Neumünster mit Geld- und Sachspenden unterstützen oder selbst mitmachen möchte: FRN 100,8 ist per E-Mail an info@freiesradio-nms.de oder telefonisch unter 04321 334 04 25 zu erreichen.


Dazu gab es auch ein Interview bei FRN 100,8 zu hören.

Stadt Neumünster unterstützt Freies Radio finanziell – Radioverein fordert Nachbesserung bei der NKL-Basisförderung des Landes

Pressemitteilung des Freien Radio Neumünster vom 27. September 2017:


Die Stadt Neumünster unterstützt das Freie Radio ab November 2017 erstmals finanziell. Damit wird der Aufbau des ersten nichtkommerziellen Lokalradios (NKL) in Schleswig-Holstein gesichert. Hintergrund: Der Radioverein steht vor dem UKW-Sendestart im Jahr 2018 und mitten in der Aufbauphase vor existenziellen Herausforderungen. Nach Auslaufen der Anschubfinanzierung für die gemeinnützige Initiative in Neumünster wird die Förderung aus den Rundfunkbeiträgen in den kommenden Monaten stark sinken. Die Übernahme der Raumkosten durch die Stadt und die aktive Mithilfe für die Lösung der Raumfrage ist damit eine wichtige Unterstützung. Gleichzeitig fehlt es an einer Regulierung auf Landesebene, die von der Vorgängerregierung auf den Weg gebrachten Freien Radios von Anfang an und langfristig besser zu finanzieren und anzuerkennen.


In der Ratsversammlung am 26. September 2017 haben sich alle Fraktionen und der Ratsherr der LINKEN für diese kommunale Unterstützung ausgesprochen. Der Übernahme der Raumkosten wurde zunächst für ein halbes Jahr bis April 2018 zugestimmt. Gleichzeitig prüft die Stadt bis dahin die Nutzung von Räumen in einem Schulgebäude im Stadtteil Faldera.


Die ursprünglich bereits 2016 zugesagten Räume im Vicelinviertel konnten bislang von der Stadt nicht zur Verfügung gestellt werden. Deshalb musste der Radioverein nach der Erteilung der UKW-Zulassung vor einem Jahr im September 2016 selbst Räume am Großflecken in der Innenstadt anmieten. Die zweckgebundene und einmalige Anschubfinanzierung der ehemaligen Medienstiftung Hamburg Schleswig-Holstein läuft für die Raumkosten Ende Oktober aus.


Seit Anfang 2017 ist erstmals die Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein (MA HSH) für die Finanzierung der ersten beiden in Schleswig-Holstein zugelassenen nichtkommerziellen Lokalradios (NKL) in Neumünster und Flensburg zuständig. Die im April 2017 verabschiedete erste NKL-Förderrichtlinie der MA HSH sieht hier vor allem die Förderung der technischen Verbreitungskosten, aber keine Förderung von Raum- oder Koordinationskosten vor.


Das steht wiederum im Gegensatz zur bisherigen Anschubfinanzierung der Medienstiftung Hamburg Schleswig-Holstein. Die Medienstiftung wurde im Zuge der letzten Änderung des Medienstaatsvertrags abgeschafft. Damit sinkt die bisherige Förderung der anfallenden Grundkosten ab Anfang 2018 um ca. 40 % und stellt den Radioverein künftig vor existenzielle Herausforderungen.


„Wir bereiten mit viel Engagement den Sendestart im nächsten Jahr vor. Die finanziellen Ausgangsbedingungen sind jedoch dauerhaft nicht ausreichend und könnten derzeit nur ansatzweise aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert werden.“ sagt Thomas Vagt, Vorsitzender des Radiovereins. „Wir benötigen langfristig eine Förderung, die mindestens auf dem gleichem Niveau der Anschubfinanzierung liegt. Damit würde sich für uns und auch für die Radioinitiative in Flensburg die Frage nach der Finanzierung der Räume und Kosten für die Koordinierung der Radios so nicht stellen.“, so Vagt. Wäre jetzt ein Umzug nötig, würde die Aufbauarbeit zudem erneut um mehrere Monate verzögert werden.


Bereits 2015 hatte Axel Bernstein, der kürzlich verstorbene medienpolitische Sprecher der CDU Schleswig-Holstein, gesagt:

„Die CDU hat von Anfang an darauf hingewiesen, dass nicht-kommerzielles Lokalradio ohne kontinuierliche und auskömmliche Förderung nicht funktioniert.“



Im aktuellen Koalitionsvertrag 2017 bis 2022 der Regierung aus CDU, FDP und Bündnis90/Die Grünen in Kiel steht dazu auf Seite 97:

„Mit den neuen nichtkommerziellen Lokalradios in Schleswig-Holstein gibt es zudem neue Formen von Bürgermedien, die eine Förderung erhalten, um sie in ihrer Existenz zu sichern.“



Mit den bestehenden Regelungen ist das jedoch nicht gegeben. Eine gesetzliche Anerkennung der NKL als Bürgermedien gibt es ebenfalls bisher nicht, so wie es die Offenen Kanäle in Schleswig-Holstein und der Ausbildungssender Tide in Hamburg bereits sind.


In vielen Bundesländern werden nichtkommerzielle Lokalradios weit über den Rahmen der technischen Verbreitung gefördert. Das Freie Radio Neumünster und die Landesinitiative FRISH fordern deshalb die neue Regierung in Kiel auf, die Förderung bereits jetzt zu verbessern und gesetzlich zu verankern. In der Freien Radio Initiative Schleswig-Holstein (FRISH) haben sich sieben Radiovereine aus Lübeck, Husum, Neumünster, Flensburg, Rendsburg, Kiel und Pinneberg zusammengeschlossen.


Bei Rückfragen dazu melden Sie sich bitte bei:


Stefan Tenner (Freies Radio Neumünster)
Tel. 04321 / 33 404 25 oder info@freiesradio-nms.de


Die Freien Radios in Neumünster und in Flensburg sind Mitglied im Bundesverband Freier Radios (BFR). Bei Rückfragen zu Förderbedingungen in anderen Bundesländern kontaktieren Sie bitte Mark Westhusen vom BFR: Tel. 0345 / 47 00 745 oder bfr@freie-radios.de

NMS: Sendung vom September 2016 zum Nachhören

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Die September-Sendung der Initiative für ein Freies Radio in Neumünster war am 9. September 2016 um 15 Uhr im Freien Sender Kombinat FSK in Hamburg auf der 93,0 MHz zu hören. Dieses Mal haben wir über folgende Themen berichtet:

1) Intro

2) Das Freie Radio Neumünster erhält Lizenz zum senden.

3) Was sind das für Jobs? Ratsversammlung diskutierte nach einer Großen Anfrage von Ratsherr und Gewerkschafter Jonny Griese über die Qualität der Arbeitsplätze in Neumünsters DOC, der 2014 eröffneten Trabanteneinkaufsstadt vor den Toren der Stadt.

4) Pflanzengift Glyphosat – TV-Kritik zur BR-Reportage mit dem etwas reißerischen Titel „Galgenfrist für den Ökokiller – Die unendliche Glyphosat-Story

5) Veranstaltungstipps u.a. die bevorstehende Interkulturelle Woche in Neumünster.

Musik in der Sendung: Stumbling Pins, Dubioza Kolektiv, The Animen

Downloads: 1 | 2 | 3 | 4 | 5

NMS: Sendung vom August 2016 zum Nachhören

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Die August-Sendung der Initiative für ein Freies Radio in Neumünster war am 12. August 2016 um 15 Uhr im Freien Sender Kombinat FSK in Hamburg auf der 93,0 MHz zu hören. Dieses Mal haben wir über folgende Themen berichtet:


1) Intro



2) Recherche zum Umgang mit der rechtsextremen Band „Kategorie C/Hungrige Wölfe“ im lauenburgischen Koberg.



3) Mitschnitt der Veranstaltung “Rechtspopulismus als Strategie und Ideologie” in Neumünster, eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung zum Umgang mit der AfD, aufgezeichnet am 20. Juli 2016, im „Kiek In“ in Neumünster.



4) Wir reden über uns, kündigen Heinz Ratz an, unseren Workshop „Vicelin GO!“ zur Geschichte des Vicelinviertels am 9.9. im Bildungszentrum Vicelinviertel und hören in die Ergebnisse unserer Radio-Arbeit mit jugendlichen unbegleiteten Geflüchteten, vorwiegend aus Afghanistan, hinein.



5) Veranstaltungstipps rund um das Enzo Festival, das Festival am kleinen Strand und ein Konzert von „COR“ am 26.8. im „AJZ Neumünster“



Musik in der Sendung: The Buzzcocks, Heinz Ratz, Sven van Thom und COR


Downloads: 1 | 2 | 3 | 4 | 5


Bonus: [1] Veranstaltung „Koberg ist bunt – Kein Platz für Nazis“ (kompletter Mitschnitt) | [2] Rechtspopulismus als Strategie und Ideologie – Wie ist die Lage in Schleswig-Holstein? Wie umgehen mit der AfD? (kompletter Mitschnitt)

NMS: Mitschnitt des Vortrags „Rechtspopulismus als Strategie und Ideologie“

Unter dem Titel „Rechtspopulismus als Strategie und Ideologie – Wie ist die Lage in Schleswig-Holstein? Wie umgehen mit der AfD?“ fand am Mittwoch, 20. Juli, ab 19.30 Uhr eine Diskussionsrunde im Kiek In an der Gartenstraße 32 statt. Veranstaltet wurde der Abend von der Linkspartei, dem Bündnis gegen Rechts und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten Neumünster.

Zur Einführung beleuchtete Lorenz Gösta Beutin zentrale Elemente rechtspopulistischer Ideologie und Strategie. In dem anschließenden Vortrag stellte Tim Gijsemans die Lage rechtspopulistischer Kräfte in Schleswig-Holstein dar, besonders die der AfD im Norden.

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Protestierende gegen eine AfD-Veranstaltung in der Holstenhalle

Wir haben die Veranstaltung mitgeschnitten und präsentieren sie euch hier:

Vicelin GO! – Workshop für historisch Interessierte im Vicelinviertel

Flyer zum ausrucken & verteilen


Die Geschichte des Vicelinviertels im Radio – Radioworkshop vom Freien Radio Neumünster zum Mitmachen


Freitag, 9. September 2016, 16 bis 20 Uhr


Das Vicelinviertel in Neumünsters Innenstadt gibt es jetzt eine geraume Zeit. Gute Frage bleibt weiterhin: Seit wann ist das Vicelinviertel das Vicelinviertel? Seit wann ist es eine Art Stadtteil, ein “Quartier”? War es nicht früher einfach nur “Neumünster”? Oder “Innenstadt”? Wir wollen am 9. September Alteingesessene aufsuchen, Eingeborene, aber auch Weggezogene. Wir werden Geschehnisse im V-Viertel historisch einordnen, zum Beispiel den skandalösen Abriss des Klosterbades im Jahr 2011. Gut möglich, dass wir dabei dem ein oder anderen Pokémon begegnen.


Quelle: Mattias Hallberg (flickr, cc)

Quelle: Mattias Hallberg (flickr, Creative Commons)




Freitag, 9. September 2016, 16 bis 20 Uhr im Bildungszentrum Vicelinviertel, Kieler Straße 90, Neumünster


Die Teilnahme ist kostenfrei.


Wer sind wir? Als gemeinnützig tätiger Radioverein in Neumünster haben wir 2013 mit dem Aufbau eines Freien Radios begonnen, das künftig auch auf UKW ausgestrahlt werden soll. Wir sind ein selbstbestimmtes und unabhängiges nichtkommerzielles Mitmach-Radio und verfolgen keine eigenwirtschaftlichen Zwecke. Dieser Interview-Workshop ist Teil einer ganzjährigen Workshopreihe. An drei weiteren Terminen werden wir bis zum November 2016 Workshops anbieten, um das Vicelinviertel in Interviews, Berichten und Reportagen hörbar zu machen.


Anmeldung bis zum 5. September 2016 per Mail: nms@freie-radios-sh.org


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Koberg: Mitschnitt der Veranstaltung „Koberg ist bunt“ am 11.07.2016

In Koberg fand am 11.07. eine Podiumsdiskussion auf Einladung des MdB von Bündnis 90/Die Grünen, Dr. Konstantin v. Notz, statt. Anlass war ein Rechtsrockkonzert der Band „Kategorie C“ im dortigen, eigentlich stillgelegten Gasthaus „Zum Koppelkaten“ am 11.06.2016. Die anwesenden Koberger distanzierten sich vehement vom Rechtsextremismus. Noch 2013 verneinte der Leiter der Polizeidirektion Ratzeburg, dass eine Tendenz erkennbar sei , dass sich Neonazis/NPD-Anhänger vermehrt und verstärkt im Kreis Herzogtum Lauenburg tref­fen oder Veranstaltungen von hier aus organisieren.

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Frontansicht des „Koppelkaten“ in Koberg (Quelle: privat)

Wir haben die Veranstaltung mitgeschnitten und präsentieren sie euch hier:



Ein gut recherchierter Artikel zu „Kategorie C“ befindet sich hier.