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Freie Radios in SH – Neues Radiomodell anstatt Ausweitung des Status Quo

Die Zeit ist reif für etwas Neues. Die geplante Zulassung nichtkommerzieller Lokalradios in Schleswig-Holstein eröffnet die Chance, neben den bestehenden Offenen Kanälen endlich auch Freie Radios zulassen und fördern zu können. In Kiel, Flensburg, Neumünster, Pinneberg, Lübeck und Husum gibt es bereits Initiativen für Freie Radios.


Wir sind überwiegend als gemeinnützige Radiovereine organisiert und wollen dauerhaft auf UKW senden. Wir möchten die Hörerinnen und Hörer dazu aufrufen, in ihrem lokalen Radio aktiv zu werden und eine Alternative im Äther zu unterstützen. Denn es geht uns zentral um eine inhaltliche Ergänzung und Alternative zur bestehenden Radiolandschaft. Doch ohne eine Anerkennung im Mediengesetz, ohne eine angemessene öffentliche Basisförderung und ohne die notwendige Lizenzierung ist dies nach wie vor nicht möglich.


Wir stehen in der Tradition Freier Radios, wie es sie seit den 1970er Jahren in der BRD gibt. Ende der 1980er Jahre wurden mit Radio Dreyeckland in Freiburg und Radio Z in Nürnberg erstmals Freie Radios lizenziert. In der Bundesrepublik senden mittlerweile mehr als 30 Freie Radios, die sich im Bund Freier Radios zusammengeschlossen haben und einen intensiven Austausch pflegen. [1]


Schleswig-Holstein ist jedoch bundesweit eines der Schlusslichter, solange Freie Radios hier keine eigene Lizenz erhalten können. Bisher wurden lediglich der Ausbildungssender Tide in Hamburg und die Offenen Kanäle in Schleswig-Holstein im Medienstaatsvertrag als Bürgermedien zugelassen. Den Offenen Kanälen wurde hier sogar der Status als eigenständige Anstalt öffentlichen Rechts zugestanden. Das ist bundesweit einmalig, ebenso wie die Finanzierung der Bürgermedien unabhängig von einer Medienanstalt.


Was hier jedoch besonders fehlt, ist die Anerkennung und Unterstützung nichtkommerzieller Lokalradios (NKL) bzw. Freier Radios als Bürger- und Alternativmedien. Die Vielfalt dieses Sektors spiegelt sich in Schleswig-Holstein überhaupt nicht wider, während in Hamburg das Hamburger Lokalradio und das Freie Sender Kombinat als nichtkommerzielle Alternativen existieren können. In den vergangenen Jahren haben wir immer wieder auf diesen unbefriedigenden Zustand hingewiesen und mit der Gründung der Freien Radio Initiative Schleswig-Holstein (FRISH) sowie der Freien Radios an den verschiedenen Standorten nun auch Strukturen und Ansprechpartner geschaffen.


Wir möchten die Medienpolitik und die Medienregulierung dazu aufrufen, die Offenen Kanäle Schleswig-Holstein und den Hamburger Ausbildungssender Tide nicht unter den Begriff der „nichtkommerziellen Lokalradios“ zu subsumieren. Diese haben bereits einen eigenen Status mit eigenständiger Regulierung und Finanzierung. Die Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein hatte 2013 in ihrer Lokalradioanalyse die Unterschiede ebenfalls deutlich gemacht:


„Allerdings beruhen der Offene Kanal und der nichtkommerzielle Hörfunk auf gänzlich unterschiedlichen Modellen und verfolgen unterschiedliche Ziele. Der über Rundfunkgebühren finanzierte Offene Kanal hat seinen Aufgabenschwerpunkt im Bereich der Bürgerpartizipation, im Bereich der Medienbildung und zum Teil auch im Bereich der rundfunkbezogenen Medienkompetenzvermittlung. Nichtkommerzieller Hörfunk hingegen bietet ein vollständig redaktionell aufbereitetes Programmangebot, das ohne die Notwendigkeit einer massenattraktiven Formatierung für eine Erweiterung der Meinungsvielfalt auf einer regional/lokalen Ebene sorgen soll.“ [2]


Wie in vielen Bundesländern üblich, steht „nichtkommerzielles Lokalradio“ für das Modell „Freies Radio“. Auch Schleswig-Holstein sollte dem nun folgen und sich beispielsweise an den bestehenden Regulierungen in Sachsen-Anhalt oder Hessen orientieren. Dort ist NKL im Mediengesetz festgeschrieben. In vielen Bundesländern werden NKL mit einer Basisfinanzierung aus Rundfunkgebühren ausgestattet. Sie übernehmen zunehmend Funktionen, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht leisten kann oder nicht mehr leisten will. Während beispielsweise interkulturelle Sendungen und vor allem Programme in anderen Sprachen eine Selbstverständlichkeit in Freien Radios sind, ist es sonst auf UKW kaum noch möglich, andere Sprachen zu hören. Durch ökonomischen Druck in den etablierten Medien, insbesondere durch Verlagsmonopole im Zeitungsmarkt oder die Gewinnorientierung kommerzieller Hörfunkanbieter, gibt es zudem vielerorts Defizite in der lokalen Berichterstattung und vernachlässigte Themen. Viele Menschen werden durch lokale Medien überhaupt nicht mehr erreicht.


Demgegenüber eine Alternative und Ergänzung anzubieten, ist eines der Ziele Freier Radios, die sich oftmals aus sozialen Bewegungen heraus entwickelt haben und Teil vieler lokaler Communities sind. Freie Radios unterscheiden sich damit von den auf Medienkompetenz abzielenden Offenen Kanälen, die oft „von oben“, d.h. von Behörden und der Medienregulierung eingeführt wurden. Freie Radios wollen mehr als eine technische Plattform sein. Medienkompetenz soll in den Freien Radios in erster Linie durch eine emanzipatorische Medienpraxis, durch einen redaktionellen Fokus auf alternative Berichterstattung vermittelt werden.


Freies Radio wird durch diejenigen organisiert, die auch das Programm erreicht. Gemeinschaftlich – als Community Radio – wird über das Programmschema, über die Strukturen und Ziele des Radios entschieden. Hier sind die Mitmachenden nicht nur Nutzer_innen, hier wird eine aktive Teilhabe über die Sendung hinaus und eine Identifikation mit dem gesamten Radioprojekt ermöglicht. Erst so wird Freies Radio auch als unabhängiges, seriöses und authentisches Medium wahrgenommen, als besonders unterstützenswerte mediale, politische und soziale Institution, die in einem demokratischen Aushandlungsprozess und ohne unnötige Hierarchien organisiert wird.


Als Freie Radio Initiative SH rufen wir alle Verantwortlichen in der Medienpolitik und der Medienregulierung dazu auf, diese Chance jetzt zu nutzen und die medienrechtlichen und finanziellen Voraussetzungen für unsere lokalen Radioinitiativen zu schaffen, um bald auf Sendung gehen zu können. Wir brauchen in Schleswig-Holstein keine Erweiterung der bestehenden OK-Landschaft, sondern ein klares Bekenntnis für die Einführung Freier Radios. Diese sollten nicht nur in Städten wie Flensburg, Neumünster, Pinneberg u.a. möglich sein, sondern auch an Standorten mit bestehender OK Verbreitung via UKW, wie in Kiel, Lübeck oder an der Westküste.


Für Fragen stehen wir jederzeit gern zur Verfügung.


[1] siehe: www.freie-radios.de (Webseite des Bundesverbandes Freier Radios) und www.freie-radios.net (Audioportal der Freien Radios)


[2] siehe Studie „Perspektiven für lokalen Hörfunk in Schleswig-Holstein“ der MA HSH vom Juni 2013 Download: http://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl18/umdrucke/2000/umdruck-18-2013.pdf Dort: Abschnitt: 3.3 Perspektiven für nichtkommerziellen Lokalfunk in Schleswig-Holstein / 3.3.1 Offene Kanäle/NKL und Abschnitt: 2.3 Lokaler nichtkommerzieller Hörfunk als alternatives Modell

Stellungnahme: Freie Frequenzen für Freie Radios in Schleswig-Holstein

Ein wichtiger Schritt hin zur Lizenzierung Freier Radios im Norden, ist mit dem Gutachten, bzw. der Stellungnahme der Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH) über die „Perspektiven von Lokalradio in Schleswig-Holstein“ (Download: pdf) gemacht. Unsere Forderungen und Vorstellungen nach eigenen Standorten für nichtkommerziellen Rundfunk und deren öffentlicher Finanzierung finden sich darin wieder. Im Gutachten werden Maßnahmen erläutert, wie die Medienpolitik Voraussetzungen für die Einführung lokaler Sender schaffen kann. An den fünf Standorten Flensburg/Glücksburg (98,6 / 98,5 MHz), Sylt/Bredstedt/Föhr (88,1 / 88,4 MHz), Kiel (107,0 MHz), Neumünster (93,4 MHz) und Lübeck (88,4 / 88,5 MHz) stehen demnach freie Übertragungskapazitäten zur Verfügung. Die MA HSH empfiehlt dabei eine Zuweisung sowohl an nichtkommerzielle als auch kommerzielle Lizenznehmer bzw. Inhalteanbieter.

 

Als Freie Radio Initiative Schleswig-Holstein (FRISH) begrüßen wir grundsätzlich den Tenor des Gutachtens, das in Schleswig-Holstein aus § 17 Abs. 1 Satz 2 MstV HSH abgeleitete Lokalrundfunkverbot aufzuheben. Wir appellieren aber an Medienpolitik und Medienregulierung mögliche Standorte, Finanzierung und Struktur nichtkommerzieller Anbieter nicht in Konkurrenz zu kommerziellen Anbietern zu stellen. Dem im Gutachten der MA HSH unter Abschnitt 2.3 vorgestellten lokalen nichtkommerziellen Hörfunk sollte deshalb vorrangig ein Zugang zu den freien Übertragungskapazitäten bei einer angemessenen öffentlichen Finanzierung eingeräumt werden. Wir fordern auf dieser Grundlage die Staatskanzlei in Kiel sowie den Innen- und Rechtsausschuss des Landtages und alle Landtagsfraktionen auf, mit einer Novellierung des Medienstaatsvertrages zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein die Voraussetzungen für neue nichtkommerzielle, lokale Radiosender zu schaffen.

 

Damit gäbe es die Möglichkeit der Nutzung freier Frequenzen durch gemeinnützige Radiovereine. Diese sind bereits in Schleswig-Holstein aktiv (Neugründungen 2013 in Kiel, Neumünster, Flensburg) oder existieren seit längerer Zeit (Husum / Nordfriesland) und arbeiten eng mit dem Freien Sender Kombinat FSK in Hamburg zusammen. An weiteren Standorten gibt es Einzelpersonen, Organisationen sowie in Gründung befindliche Radiovereine, die sich unserer Initiative angeschlossen haben (z. B. in Lübeck, Pinneberg, Bad Oldesloe, Bad Segeberg). Im vergangenen Jahr haben wir unsere Landesinitiative FRISH neu aufgebaut und in eine Vereinsform überführt.

 

An den fünf Standorten, aber auch an weiteren im Gutachten nicht erwähnten Orten, gibt es also ganz konkrete Interessen einer nichtkommerziellen und werbefreien Nutzung freier Frequenzen durch Radiovereine, die bisher nicht über UKW senden können. Wie das Gutachten ebenfalls klarstellt, unterscheiden sie sich in Modell und Zielen von den bestehenden Offenen Kanälen in Schleswig-Holstein. Wobei hier aus unserer Sicht ergänzt werden muss, das auch in einem nichtkommerziellen Lokalradio die Aus- und Fortbildung und die Medienkompetenzvermittlung eine tragende Rolle spielt. Hier jedoch unter den Bedingungen eines laufenden, journalistisch und redaktionell fokussierten Programms. Ziel Freier Radios ist allen Schichten der Bevölkerung Zugang zum Rundfunk zu ermöglichen, insbesondere denen, die nur einen eingeschränkten Zugang zu herkömmlichen Medien haben.

 

Uns als Freien Radios geht es um die Förderung einer eigenständigen Berichterstattung und von Medieninhalten, die nicht auf Einschaltquote und kommerzielle Verwertbarkeit abzielen. Die Sender sind selbstverwaltet und kollektiv organisiert. Freie Radios sind in anderen Bundesländern teilweise bereits seit mehr als 25 Jahren etabliert und stellen dort ein wichtige Ergänzung zu den bestehenden öffentlich-rechtlichen und privat-kommerziellen Medien dar. Durch unseren nichtkommerziellen Charakter ist eine Beeinflussung des Werbemarktes nicht gegeben. Freie Radios stellen keine Konkurrenz zu bestehenden lokalen Vereinsstrukturen dar, sondern sind eine zusätzliche Bereicherung für sie.

 

Wir begrüßen die in der Stellungnahme der MA HSH enthaltenen Vorschläge für eine institutionelle und dauerhafte Basisfinanzierung. Diese Lösung wäre beispielsweise vergleichbar mit der Regulierung für Nichtkommerzielle Lokalradios (NKL) in Sachsen-Anhalt, Hessen oder Baden-Württemberg. Diese könnten hier wiederum aus Mitteln der Medienstiftung Hamburg / Schleswig-Holstein finanziert werden, wenn die Kompetenzen für die Medienanstalt HSH bei der Mittelvergabe erweitert werden. Bei der Kalkulation der Förderhöhen für die Finanzierung der anfallenden Sende-, Verbreitungs-, Sach- und Personalkosten geben wir jedoch die Bedingungen für lokalen Rundfunk in einem Flächenland zu bedenken. Wenn Radiovereine weitab der Metropole aktiv sind, im Gegensatz zu dem mit ca. 100.000 € jährlichen Gesamtkosten genannten Hamburger Freien Sender Kombinat (FSK), werden diese auch wesentlich weniger Möglichkeiten der Gegenfinanzierung über Mitgliedsbeiträge und Spenden erwarten können. Eine langfristige und angemessene öffentliche Finanzierung wäre jedoch Voraussetzung für die Umsetzung der eigentlichen Ziele der Freien Radios in Schleswig-Holstein.

 

Wir appellieren zudem an Medienpolitik und Medienregulierung, die Einführung kommerzieller lokaler Radios nicht weiter zu forcieren. Eine publizistische Ergänzung, mehr Medienvielfalt oder eine geringere Medienkonzentration in Schleswig-Holstein wären mit ihnen nicht zu erwarten, weil erneut gewinnorientierte Vorgaben das Programm bestimmen. Konkret wenden wir uns gegen eine Vergabe einer kommerziellen Frequenz für den Standort Sylt, der die Verbreitung an der Westküste über den Standort Bredstedt verhindern würde.  Und das obwohl vom Festland mindestens doppelt soviel Einwohnerinnen und Einwohnern erreicht werden könnten. Auch in Kiel und Lübeck steht eine kommerzielle Nutzung den Aktivitäten zum Aufbau Freier Radios entgegen. Wir bekräftigen unsere Grundforderung nach Zulassung Freier Radios für ganz Schleswig-Holstein. An allen Standorten sollte der Zugang für die nichtkommerziellen Radioinitiativen bevorzugt berücksichtigt und auch aktiv unterstützt werden. Wir sprechen uns gegen eine zahlenmäßige Einschränkung der Standorte und erweiterte inhaltliche Beschränkungen und Vorgaben aus.

 

FRISH Stellungnahme vom 22. Januar 2014

 

Download als pdf-datei: FRISH_Stellungnahme_Freie_Radios_in_SH_Januar2014

 

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STELLUNGNAHME zur aktuellen Diskussion um die Zulassung von Lokalradios für Schleswig Holstein

STELLUNGNAHME zur aktuellen Diskussion um die Zulassung von Lokalradios für Schleswig Holstein

Mit Freude und großem Interesse verfolgen wir die entstandene Diskussion zu Möglichkeiten und Notwendigkeit nichtkommerzieller Lokalradios in Schleswig-Holstein. Als Initiative in der sich mehrere örtliche Zusammenschlüsse für Freie Radios treffen und organisieren begrüßen wir, dass das Thema spätestens mit der Debatte im Kieler Landtag am 20. Juni 2013 die Politik mit erfasst hat. Seit vielen Jahren engagieren wir uns für die Zulassung von Freien Radios in Schleswig-Holstein. Unsere Radioinitativen konnten bisher nur in den Offenen Kanälen (OKSH) und im Freien Sender Kombinat Hamburg (FSK) senden.

Aus der bisherigen Sendepraxis ist eine überregionale Zusammenarbeit entstanden, welche kulturell und politisch ausstrahlt, sozial interveniert und Debatten anstößt. Als Initiative für Freie Radios geht es uns nicht um die Einführung von werbefinanzierten Programmen, sondern vielmehr um die Errichtung nichtkommerzieller und alternativer Radiosender, die zugangsoffen und selbstorganisiert sind.

Als dritte Säule, neben den privat-kommerziellen und den öffentlich-rechtlichen Lizenznehmern, müssen künftig eigenständige Freie Radios auf eigenen Frequenzen gesetzlich ermöglicht werden. Dies gibt es medienrechtlich seit vielen Jahren in anderen Bundesländern in Form nichtkommerzieller lokaler Lizenznehmer (NKL) bzw. Freier Radios. Beispiele dafür finden sich unter anderem in Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen oder Sachsen-Anhalt. Dort strahlen Radiovereine eigenständige, publizistische Programme mit einem 24-Stunden-Programm aus und erhalten dafür eine institutionelle Grundfinanzierung von den dortigen Landesmedienanstalten.

Freie Radios sind lokal organisiert und überregional vernetzt. Lokale Themen sind deshalb auch ein wichtiger Bestandteil des Programms. Hier wird auf einzigartige Weise lokale Berichterstattung betrieben, die in anderen Medien oft keinen Platz hat – Minderheiten, wie auch eine wirkliche musikalische Vielfalt finden dort ihren Raum.

Freies Radio ist ehrenamtlich und selbstorganisiert. Daher ist die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht finanziell begrenzt. Freies Radio lebt von der Pluralität der Sendenden. Diese Vielfalt der Menschen und Communities spiegelt sich auch im ausgestrahlten Programm wieder. Was Freies Radio leistet, ist nicht weniger als die Vergesellschaftung des Radios. Gerade diese Lokalität und Partizipationsmöglichkeiten bietet nur Freies Radio. [1]

Nichtkommerzielles Lokalradio legt den Schwerpunkt auf mehrdimensionalen Erwerb von Medienkompetenz: Nicht nur die Sendungen werden selbst produziert, sondern auch der Sender wird selbst organisiert. Die Verantwortung erstreckt sich nicht nur auf den eigenen Programmplatz, sondern auf das gesamte Radio. [2]

Wir bringen Pluralität in Schleswig-Holsteins weitgehend monopolisierte Medienlandschaft. Freie Radios übernehmen unverzichtbare Aufgaben und Funktionen, die der öffentlich-rechtliche und privat-kommerzielle Rundfunk nicht leistet und die zudem gesellschaftlich und politisch von größter Relevanz sind. [3] Das Fehlen eines Freien Radios, welchen sozialen Bewegungen und Communities einen Raum bietet, ist ein schleswig-holsteinischer Anachronismus.

In Hamburg beispielsweise besteht das geprochene Wort auf der 93.0 MHz-Frequenz (FSK) aus ungefähr 10 Sprachen. Nichtkommerzialität sichert die Unabhängigkeit von einer Quote und damit viele erdenkliche (Nischen-)Produktionen. Das Radio selbst ist ein kultureller Faktor; es sendet und empfängt soziale Resonanzen – es agiert wechselwirkend nicht im Markt, sondern im sozialen Raum.

In Kiel, Lübeck, Neumünster, Pinneberg, Husum, Bad Segeberg, Bad Oldesloe und Flensburg existieren Radioinitiativen und Ansprechpartner_Innen. Mit einer Perspektive für die Vergabe von nichtkommerziellen Lizenzen, gründen sich derzeit weitere Radiovereine.

Diese wahren ihre inhaltliche und finanzielle Unabhängigkeit über die Einnahmen aus Spenden und Fördermitgliedsbeiträgen. Für den technischen und organisatorischen Aufbau und für die Gewährleistung einer dauerhaften Ausstrahlung wird darüber hinaus eine Basisförderung aus Mitteln der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein bzw. der Medienstiftung Hamburg/Schleswig-Holstein nötig. Daraus wird die ehrenamtliche Produktion, Ausstrahlung, Ausbildung sowie die technische und organisatorische Begleitung ermöglicht.

Wir stehen für allen Interessierten gern zu Gesprächen und für eine Zusammenarbeit zur Entwicklung nichtkommerzieller Lokalradios in Schleswig-Holstein zur Verfügung. Vorstellbar ist auch die Durchführung von vertiefenden Hearings oder Workshops, zu denen wir unsere Mitwirkung hiermit gerne anbieten.
Freie Radio Initiative SH im Juni 2013

Ansprechpartner:
Lars Rathje-Juhl
0176/444 588 74
larsrathje-juhl@web.de

Freie Radioinitiativen
c/o HSG Offene Fragen
c/o AStA der Universität Kiel
Westring 385
24118 Kiel

[1] Aus der Stellungnahme der Freien RadioCooperative Husum e.V. zum Entwurf eines Gesetzes zum Staatsvertrag über das Medienrecht in Hamburg und Schleswig-Holstein (Medienstaatsvertrag HSH) vom 29. September 2006.) http://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl16/umdrucke/1200/umdruck-16-1254.pdf
[2] Aus der Stellungnahme der Anbieterinnengemeinschaft im FSK e. V. zum Staatsvertrag zur Änderung des Staatsvertrages über das Medienrecht in Hamburg und Schleswig-Holstein. http://www.fsk-hh.org/stellungnahme_zur_geplanten_aenderung_des_medienstaatsvertrags
[3] Stellungnahme des Bundesverbandes Freier Radios zur Novellierung des Landesmediengesetzes in Nordrhein-Westfalen 2013 http://www.freie-radios.de/aktuell/medienpolitik/14132-stellungnahme-zur-novellierung-des-landesmediengesetzes-in-nrw.html